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Image by Towfiqu barbhuiya

Gefühle und Glaubenssätze

"Anstatt dein Leben dafür hinzugeben um ein vorgegebenes Konzept von dir zu realisieren, realisiere dich selber."

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- Bruce Lee -

Gefühle und Emotionen

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Gefühle sind ein normaler Bestandteil unseres Lebens. Wir alle sind mal wütend oder traurig, haben Angst, wir verlieben uns oder haben Hummeln im Hintern. Und auch wenn sich die meisten von uns schon intensiv mir unserer Gefühlswelt beschäftigt haben dürften, tun wir uns doch oft schwer damit, sie uns rational zu erklären und richtig einzuordnen – deswegen heißen sie ja auch Ge-fühle.

Im unserer Alltagssprache verwenden wir die Begriffe „Gefühl“ und „Emotion“ oft synonym. Sie sind aber nicht ganz dasselbe. Während Gefühle in unserem Inneren sitzen, sind Emotionen mit Gefühlen assoziierte körperliche Regungen, die für uns selbst und andere wahrnehmbar sind. Angst, Wut oder Freude sind Gefühle, Emotionen sind dagegen Verhaltensweisen wie Lachen und Weinen, eine erhöhte Herzfrequenz oder eine veränderte Muskelspannung. Überhaupt nehmen wir auch unsere eigenen Gefühle oft erst wahr, wenn wir die entsprechenden Emotionen an den Tag legen.

Diese Unterscheidung mutet etwas nach akademischer Erbsenzählerei an, sie ist aber wichtig, um sich zwei Dinge vor Augen zu führen:  Erstens, zwischen Emotionen und Gefühlen besteht zwar ein wechselseitiger Zusammenhang, er ist aber nicht immer eindeutig und linear. So können wir ein und dasselbe Gefühl durch verschiedene Emotionen ausdrücken, ebenso kann eine bestimmte Emotion sehr unterschiedliche Gefühle repräsentieren. Wut manifestiert sich mal in einer erhobenen Stimme oder einem schärferen Tonfall, mal in fliegenden Küchengeräten, mal in bissigen Internetkommentaren (und das mitunter bei ein und derselben Person). Auf der anderen Seite lachen wir aus Freude und Belustigung, aber auch aus Unsicherheit oder vor Erleichterung.  Zweitens, Emotionen spielen sich auf physischer Ebene ab, und vielfach spiegeln sich in ihnen unsere Urinstinkte. Sie sind zugleich aber auch stark kulturell überformt. In unserer Sozialisation haben wir gelernt, wie wir anderen unsere Gefühle mittels Emotionen mitteilen und wie wir das Verhalten unserer Mitmenschen deuten können; wir können unsere Gefühle verbergen, indem wir bewusst unemotional handeln (in vielen Situationen wird das auch von uns erwartet), oder wir können Gefühle durch emotionales Handeln vortäuschen, ein falsches Lachen etwa oder die berüchtigte „Krokodilsträne“. Wer „nahe am Wasser gebaut“ ist, hat diese Verhaltensweise wahrscheinlich ebenso erlernt, wie jemand, der schnell die Fäuste auspackt.

Gefühle können durch unterschiedliche emotionale Praktiken ausgedrückt werden, gleichzeitig kann ein und dieselbe Emotion für sehr unterschiedliche Gefühle stehen.

Ein anschauliches Beispiel für die kulturelle Überformung von Emotionen sind Trauerrituale. Farbenfrohe Beerdigungsmärsche in New Orleans stehen in krassem Gegensatz zu den uns bekannten, eher stillen und getragenen Zeremonien. Die seit der Antike bekannten, noch in vielen Kulturen verbreiteten „Klageweiber“ übernehmen emotionale Trauerausdrücke gar stellvertretend für die Angehörigen und die gesamte Gemeinde. Beides mag uns befremdlich erscheinen, es sind aber legitime und vor allem wirksame kulturelle emotionale Formen.

Nicht zuletzt sind auch Gefühle selbst nicht immer und ausschließlich ein Spiegel unseres innersten Wesens: Auch sie sind teilweise stark kulturell geprägt und sozial erlernt. Ekel ist beispielsweise eine natürliche Reaktion auf verdorbene, ungenießbare Nahrungsmittel, wir empfinden ihn aber auch angesichts uns unbekannter oder tabuisierter Speisen und Zubereitungsformen. Mitteleuropäer können sich kaum vorstellen, wie Menschen in anderen Kulturen Insekten oder vergorenen Fisch zu sich nehmen können, wer aber aus einer muslimisch geprägten Region kommt, denkt dasselbe über den westlichen Schweinefleischkonsum. In beiden Fällen ist das aufkommende Gefühl des Ekels jedoch gleichermaßen real, es schlägt sich wirklich empfundenen Würgereizen oder flauen Mägen nieder.

Wenn nun aber Emotionen nicht (nur) ein unvermitteltes, natürliches und unkontrolliertes Ausbrechen unseres Inneren in die physische und soziale Umwelt sind, heißt das im Umkehrschluss, dass auch ein Umdenken und ein Umlenken der von Gefühlen ausgelösten emotionalen Handlungsmuster möglich ist.

Was würde also passieren, wenn wir es schafften unsere Gefühle und Emotionen wertfrei und losgelöst von ihrer erlernten Bedeutung wahrzunehmen? Wenn wir uns von unseren erlernten reaktiven Verhaltensmustern frei machten? Dann können wir die Kraft von Gefühlen und Emotionen bewusst spüren und ihre Energien in neue Handlungen lenken. Wir können also sowohl Gefühle als auch Emotionen als Ressourcen zur Verhaltensänderung nutzen.

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Glaubenssätze 

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Im engen Zusammenhang mit Gefühlen stehen unsere Glaubenssätze. Ein Glaubenssatz ist der sprachliche Ausdruck einer inneren Überzeugung. Diese Überzeugungen spiegeln sich in unserem Alltag wieder und werden von uns als Wahrheit interpretiert. Der Mensch erschafft immer wieder neue Glaubenssätze, um sich orientieren zu können und sich in der Welt zurecht zu finden. Je fester und länger ein Glaubenssatz implementiert ist, desto mehr verlaufen die typischen Verhaltensweisen unbewusst darauf.

Viele unserer bestehenden Glaubenssätze haben wir in Zuge unseres Aufwachsens übernommen. Als Babys sehen wir unsere Eltern und deren Handlungen, Reaktionen und  Emotionen und nehmen ihre Gefühle in bestimmten Situationen wahr. In uns setzt sich dies als richtige Handlung fest und wir übernehmen ein bestimmtes Muster. Die ersten Glaubenssätze sind etabliert.

Wenn wir älter werden, beginnt die Phase der Selbst- und Persönlichkeitsentwicklung und wir fangen an die bestehenden Glaubenssätze zu prüfen. Sind wir von der Richtigkeit eines Glaubenssatzes überzeugt, wird sich dieser in unseren Handlungen und Wahrnehmungen zeigen. Ein Beispiel dafür ist die Überzeugung, dass ich Bauchweh bekomme, wenn ich nach dem Essen von Kirschen Wasser trinke. Bin ich davon überzeugt, dass dies so ist, werde ich kein Wasser trinken. Halten wir einen übernommenen Glaubenssatz für falsch, werden wir regelmäßig Situationen erfahren, die diese Annahme bestätigen. Auf das Kirschenbeispiel bezogen könnte das bedeuten, dass ich immer wieder ausprobiere, ob ich Bauchweh bekomme. Ist das nicht der Fall, widerlege ich diesen Glaubenssatz und etabliere einen neuen, der mir ab dann in meiner Realität gespiegelt wird, nämlich, dass sich Wasser trinken und Kirschen essen problemlos kombinieren lässt.

Wir prüfen also unsere Glaubenssätze mit unseren Erfahrungen und der Wahrnehmung in der jeweiligen Situation. Ein weiteres Beispiel ist das Glück. Es gibt Studien zum Glücksempfinden von Menschen und deren Erfahrungen im Alltag. So erfahren Menschen mit einem höheren Glücksempfinden, also Menschen die sich selbst als Glückskinder bezeichnen, mehr glückliche Situation täglich, als Menschen, die eher der Meinung sind Pechvögel zu sein. In einer Studie wurden die Probanden dazu aufgefordert eine Zeitung zu lesen und alle Bilder darin zu zählen. Die zweiten Seite der Zeitung, war eine Ansammlung von Kleinanzeigen und darin war die Botschaft zu lesen „Sie brauchen nicht weiter zu lesen, es sind 34 Bilder.“ Die Glückskinder fanden diese Botschaft deutlich häufiger als die Pechvögel.

Ein möglicher Rückschluss ist, dass die Glückskinder eine andere Wahrnehmung und einen anderen Fokus haben als die Pechvögel. Dies würde im Umkehrschluss bedeuten dass alle Erlebnisse und Erfahrungen auf unsere Wahrnehmung zurück zu führen sind und somit unsere  inneren Überzeugungen in der Regel dafür sorgen, dass Situationen in unserem Gehirn passend zu unseren Glaubensätzen gedeutet werden. Dies wiederum bedeutet: meine innere Überzeugung verändert meine Wahrnehmung auf die gegenwärtige Situation und mein Gehirn interpretiert die aufgenommenen Informationen so, dass eine in sich stimmige, zu uns passende Logik und Richtigkeit entsteht.

Einfach ausgedrückt manipulieren wir unsere Wahrnehmung entsprechend unserer Glaubenssätze und erschaffen damit unsere individuelle Realität.

 

Typische und allgemeine Glaubenssätze können wir regelmäßig in unserem Alltag hören:

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„Ich glaube das schaffe ich nicht“

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„Ich werde das nie schaffen“

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„Immer passiert so etwas mir“

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Um Veränderungen in unseren Handlungsweisen zu erzeugen, ist es also notwendig Glaubenssätzen zu erkennen und zu identifizieren. Dabei können haben wir einen starken Partner, der uns stets zur Verfügung steht, jedoch leicht übersehen wird. Ich spreche von unseren Gefühlen. Wenn wir unsere Wahrnehmung stärken, sind wir in der Lage bei jedem Glaubenssatz ein dazu passendes Gefühl zu entdecken. Dies ist der springende Punkt bei FLOW. Jedes Gefühl ist mit einem oder mehreren Glaubenssätzen gekoppelt und wird bei der Aktivierung ausgelöst oder umgekehrt, startet die typische Handlung des Glaubenssatzes. Wenn wir also in der Lage sind unsere Gefühle bewusst wahrzunehmen sind wir auch in der Lage die damit verbundenen Glaubenssätze zu entdecken. Je genauer wir das Gefühl erkennen desto tiefer kommen wir an unseren Grundglaubenssatz, auf dem all unser Handeln und Denken aufbaut. Und dann sind die Möglichkeit unbegrenzt 😊

​​Wir können unsere Realität durch unser bewusstes Wahrnehmen von Gefühlen und Glaubenssätzen verändern. Wir sind in der Lage unser Leben so zu gestallten wie wir es wollen. Wir entscheiden, wie unser glückliches Leben aussieht. Wir können im Fluss sein und alles kreieren.

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